Hilfesuchend, aber auch irgendwie verbittert, sah Spaten Nummer Eins sich um. Der Rückzug ging ihm offensichtlich nicht schnell genug. Er drängelte zunehmend, während seine weiter hinten – also draußen – positionierten Gefährten noch auf eine deutliche Anweisung warteten. Diese zeigten nämlich kein wirklich großes Interesse daran, das Geschehen jetzt schon zu verlassen.
„Herten?“, sagte die dicke Frau mit wohlklingender Stimme.
Spaten Nummer Eins zuckte zusammen.
„Wie geht es deiner Frau?“, fuhr Renja bedächtig fort. „Ist sie inzwischen mit dir zufrieden?“
Ich schenkte ihr einen entrüsteten Blick. Was hatten sie und ihr lüstern charmanter Hokuspokus mit diesem Kerl und seiner armen Frau zu tun? Und wollte ich das überhaupt wissen? – Als viel erschreckender empfand ich es allerdings, dass ich der Einzige war, den ihre Andeutungen kalt erwischten.
„Oh, äh, ich denke schon“, antwortete Spaten Nummer Eins, nun offiziell bekannt als Herten.
„Das freut mich, Herten“, sagte die füllige Dame mit liebenswürdiger Freundlichkeit. Sie machte es schon wieder. Sie manipulierte ihn, so wie sie es schon bei mir versucht hatte. „Sicher würdest du ihr eine Freude machen, wenn es auch dabei bleibt.“
Herten nickte eifrig und zustimmend.
„Wärst du so gut, sie von mir zu grüßen, Herten?“, sagte Renja.
Herten nickte.
Außer mir schien niemand in diesem Raum ihr einlullendes Geplänkel zu durchschauen.
Plötzlich fiel Herten in die mir bereits bekannte Führungsrolle zurück.
„Also, Männer“, schlug er einen oft geprobten Befehlston an, der gut und gerne noch etwas mehr Übung verkraftet hätte.
„Die gesuchte Person ...“, sprach er zögerlich. Er sah mich und dann Renja an. Bei Erren blieb sein Blick stehen und verharrte.
„Die gesuchte Person ist nicht hier“, stellte Herten etwas geistesabwesend fest. Anschließend wandte er sich seinen Gefährten zu.
Dieses Mal hatten es alle begriffen und der Pfropf löste sich, wenn auch noch ein wenig misstrauisch, aus dem Eingang.
Ein beklemmendes Lächeln glitt über das Gesicht von Spaten Nummer Eins, alias Herten, während er die Tür hinter sich zuzog. Dann war es vorüber.
„Was war das?“, flüsterte Erren und kroch unbeholfen hinter dem Tresen hervor.
„Das wüsste ich auch gern“, schloss ich mich ihrer Frage an. „Und was hat seine Frau damit zu tun?“
„Seine Frau?“, meinte Renja überrascht, als hätte sie etwas völlig anderes erwartet. „Absolut gar nichts hat sie damit zu tun.“
Noch keine Kommentare vorhanden
Was denkst du?